Bild von Niko

Heute haben wir das 7. und damit letzte Interview der 4. Staffel von „Zeig mir Deine Joomla! Geschichte“ vorbereitet.
Diesmal haben wir neben dem gewohnten Interviewtext auch eine deutlich längere originale Audioversion für Euch bereitgestellt.
Dazu habe ich mich kurz vor dem Pfingstwochenende mit Niko Winckel zusammengefunden und unter anderem über die JUG-ONLINE, seine Firma, den J!OTTO-Award und seine zahlreichen Hobbys unterhalten.
Wir wünschen Euch beim Lesen und/oder
Anhören des Interviews viel Spaß!

Niko, stell dich doch bitte kurz einmal vor?
Moin, ich bin Niko, inzwischen 44 Jahre alt. Ich hab das Studium zum Grundschullehrer mit 2 Staatsexamen abgeschlossen, arbeite aber nicht mehr als Lehrer, sondern bin der Sekretär im Büro meiner Frau. Gleichzeitig habe ich seit meinem 18. Lebensjahr eine kleine IT-Firma (N-Systeme). Hier helfe ich Leuten auf unterschiedliche Weise: Es geht los mit der Kundin X, die Beratung beim Kauf und dann bei der Einrichtung eines mobilen Endgerätes (Laptop oder Handy) braucht bis hin zu mittelgroßen Büros, die eine Vernetzung, zentrale Datenspeicherung und Backup-Strategien brauchen. Natürlich sind auch Internetseiten dabei.

Niko, wir beide kennen uns von der JUG-ONLINE, einer losen Gruppierung von Joomla!-Freunden aus dem D-A-CH-Gebiet. Wie bist du eigentlich zu Joomla! gekommen und wie bist du aufmerksam auf die JUG-Online geworden?

Haha, das sind ja gleich zwei Fragen. Also nacheinander: Ich bin über Mambo zu Joomla! gekommen. Ein ehemaliger Arbeitskollege aus dem IT-Umfeld nutzte für seine Internetseite Mambo. Mambo hat damals eine .txt-Datei als „Datenbank“ genutzt, was ich total spannend fand, weil ich damit genau sehen konnte, was wo wie passiert und gespeichert wird. Sehr schnell bin ich dann aber zu Joomla! übergesprungen. Es gab viel schönere Templates für Joomla! und das hat mich sofort sehr gereizt. Ich hab so schnell ein schönes Ergebnis erhalten. Das hat mich begeistert. Seitdem hänge ich bei Joomla! fest. Zur JUG-Online bin ich über David Jardin gekommen. Er hat mich erst „vor kurzem“ (im Vergleich zu Mambo-Zeiten) auf den Glip-Chat aufmerksam gemacht, da gab es dann die JUG-Online neben dem D-A-CH-Channel. Im D-A-CH-Channel sind ja wirklich „die Großen“ unterwegs.
Da ich mich nicht so kompetent wie „die Großen“ fühle, bin ich froh, auch im JUG-Channel mal eine von meinen Fragen loswerden oder mit meinem Wissen helfen zu können.
Besonders möchte ich mich auch an der Stelle bei Guido De Gobbis bedanken. Guido hat mir in allerlei verzwickten Joomla-Fragen mit viel Geduld und tollen Erklärungen geholfen. Er ist ein tolles Beispiel für die Community.


Hinweis: Nikos Website: www.nik-o-mat.de



Wir haben in der JUG in den 4 ½ Jahren des Bestehens schon 55 Vorträge erlebt. Du hast auch schon zwei Mal einen durchgeführt. Bereitest du dich da speziell vor und wie empfindest du das „Klima“ bei diesen offenen Videoversammlungen?
Auch das sind mehrere Fragen, die ich gern nacheinander beantworte: Ich bin total begeistert von den Vorträgen im JUG-Online-Channel und danke dir, Marco, dafür, dass du uns da beharrlich und immer wieder aufforderst Themen einzureichen, das Ganze im Blick hast und Leute motivierst, ihr Wissen zu teilen. Und genau das ist es für mich, was Joomla! ausmacht. Offen und freundlich Wissen und Erfahrungen teilen. Es ist daher für mich nicht ein Vortrag im klassischen Sinne, dass man da 500 Seiten Folien abfeuert und stundenlange dozierende Monologe in die Kamera spricht. Die zwei Vorträge, die ich gehalten habe, sind gute Beispiele dafür. Mein erster Vortrag war zum Thema „Datensicherung auf einen externen Server spielen mit Akeeba Backup und zusätzlich noch mit BackupMonkey“. Ich hatte genau 6 Folien vorbereitet und dann ging es schon ans Eingemachte und ich habe direkt an einem Beispiel vorgeführt, wie man das einrichtet. Ich habe also ca. 7 Minuten die Folien gezeigt, dann noch mal ca. 20 Minuten, wie man das einrichtet und dennoch hat sich die JUG über 3 Stunden unterhalten. Diese Vorträge sehe ich als Denkanstöße oder Gesprächsanlässe zur Vertiefung. Sie sind auch eher ein Gemeinschaftswerk, bei dem eine Person den Denkanstoß gibt und dann alle Teilnehmenden mithelfen es zu einem guten Vortrag zu machen. Beispiel dafür war mein zweiter Vortrag zum Thema „Cookie-Banner mit KCM umsetzen“. Leider fehlt den Jungs vom KCM die Dokumentation zu ihrem fantastischen Produkt. Es gibt einige Videos, aber bis man da die Stelle (ca. bei Minute 48) gefunden hat, dauert es eben und auch dann ist es noch immer nicht selbsterklärend. Da aber im JUG-Chat immer wieder die Frage kam, wie das so funktionieren kann, hab ich angeboten, meine Umsetzung damit zu zeigen. Da ich hier selbst nicht so firm bin, war ich froh, dass die beiden Entwickler auch noch im Vortrag waren und nachdem ich meine paar Folien gezeigt hatte, die Jungs den Vortrag quasi übernommen haben. Das war gut so, denn meine Expertise reichte nicht für alle Fragen, die gestellt wurden. Wie man sieht, war das ein typisches Gemeinschaftswerk. Ich kann nur jedem empfehlen, Mut zu fassen und sein Wissen als Denkanstoß für andere zu zeigen. Im besten Fall lernen alle etwas daraus. Ich hab schon so viel dort gelernt. Danke an alle, die sich produktiv einbringen.

Dein Job als Grundschullehrer und / oder Sekretär lässt nicht gerade auf Joomla! bzw. Content-Managment-System-Kenntnisse schließen. Wie kam es dazu, dass du gute Joomla!-Kenntnisse hast?
Haha, ja, das stimmt. Ich bin in der 5. Klasse mit dem Virus „Computer“ infiziert worden. Seitdem hab ich mich über den C64 zum 286er bis heute hochgehangelt. Ich hab schon Firmen geholfen und helfen müssen, bevor ich 18 Jahre alt war und Rechnungen dafür schreiben konnte. Mein Interesse für IT ist daher seit der Kindheit ungebrochen und wie bei deiner zweiten Frage schon dargelegt, bin ich über Mambo zu Joomla! gekommen. Es gab damals noch keine Sprachdateien und es hat mich geärgert, dass es für die paar Sätze keine Übersetzung gab. Dann hab ich die ZIP-Dateien ausgepackt und nach den Sätzen in den Dateien gesucht und übersetzt. Damals, im Studium, hab ich viele kleine Plugins und Module übersetzt und war auch im Joomla!-Forum bis zum Moderatorenstatus aktiv.

Irgendwann kam Joomla!Pack (heute Akeeba Backup) von Nicholas Dionysopoulos in mein Blickfeld. Ich habe ihn gefragt, ob ich das übersetzen darf, denn sein Werk war groß und ich erkannte schnell, dass diese Komponente eigentlich in jedes Joomla! gehört. Da wir beide auch noch Griechen sind, hatten wir schnell einen Draht zueinander und ich hab eine Menge Zeit investiert, die vielen Dateien zu übersetzen. Als dann die ini-Sprachdateien kamen, was die Übersetzungen deutlich vereinfachte, aber auch für breitere Teams und nahezu alle Erweiterungen ermöglichte, habe ich nicht mehr so viel übersetzt. Die Übersetzungen habe ich auf meiner Homepage (nik-o-mat.de) angeboten. Als dann irgendwann ein Hype um QR-Codes entstand, hab ich ein QR-Code-Modul gefunden, dass mehr schlecht als recht funktionierte. Ich hab mir dann den Code angeschaut, der wirklich sehr überschaubar war. Da ich außer HTML und etwas CSS keine Programmiersprache beherrsche, war die Anpassung für mich eine Herausforderung, die mir aber gelungen ist. So hab ich ein eigenes Modul im JED, aber es ist leider noch nicht Joomla! 4 fähig. Ich habe nicht genug Kenntnisse es anzupassen. Meine ersten Tests zeigen, dass es zwar irgendwie funktioniert, aber leider funktioniert es nicht richtig. Falls jemand Zeit und Lust hat, mit mir da mal drauf zu schauen, wäre ich sehr dankbar.

Alle Übersetzungen und auch mein QR-Code-Modul hab ich immer kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich wollte damit auch etwas an die Gemeinschaft zurückgeben, von der ich auch profitiert habe.



Hast du auch schon mit anderen Techniken Webseiten erstellt oder sogar andere CMS eingesetzt?
Ich habe mal mit Wordpress und mit einem speziellen Redaktionssystem bei den German Open (der Damentennismeisterschaft in Berlin) arbeiten müssen. Da sich aber alles sehr deutlich von Joomla! unterscheidet und ich mich bei Joomla! wohler fühle, konnte ich zum Glück bald mit meinem Lieblings-CMS weitermachen. Früher habe ich noch mit Frontpage und purem HTML und Frames gearbeitet. Es fühlte sich damals schon wie Keilschrift an...



Joomla! 4.3. ist nun schon eine ganze Weile raus. Welches neue Feature in der gesamten 4.x-Version gefällt dir am besten?

Als ich das erste Mal in das Backend von Joomla! 4 schaute hatte ich kaum Zeit. Mein erster Blick war: „Oh Gott, das ist ja alles anders. Meine Fresse, was soll das!“.
An einem anderen Tag hatte ich dann mehr Zeit und hab nach 2 Minuten gesagt: „Wie geil ist das denn bitte!!!!“. Daher bin ich sehr froh und dankbar für das Team, dass das Backend so schön gemacht hat. Ich finde es nicht nur hübsch oder schön. Es ist auch praktisch und gut sortiert und vor allem: mobile friendly!
Super Arbeit!



Abgesehen von der JUG-Online, bist du in den letzten Jahren auch mal in einer „Offline“-Joomla!-Usergroup (JUG) gewesen oder hast du mal ein Joomla!-Event besucht?
Ach ja, die JUG Berlin. Tatsächlich war ich vor vielen, vielen Jahren mal dort. Es war vorsichtig gesagt mäßig besucht und zu einigen der Leute habe ich keinen Draht gefunden. Zu Karsten hatte ich sehr losen Kontakt, aber schon länger nichts mehr gehört. Das war alles während der Studienzeit. Vielleicht hat sich das ja heute geändert. Ich weiß aber nicht mal mehr, ob es die JUG Berlin noch gibt. (Googelt: Nein, sieht nicht so aus.) Ansonsten war ich auf dem JoomlaDay in Hamburg und natürlich auf dem JoomlaDay in Berlin. Weitere konnte ich meist aus Zeitgründen nicht besuchen, da die Termine immer mit meinem Lieblings-Event kollidiert haben. Ich würde gern mal wieder zu einem JoomlaDay gehen. Heute muss ich aber schauen, mein Restleben mit dem JoomlaDay in Einklang zu bringen. Familie, Arbeit, Freizeit….


Im vergangenen Jahr 2022 warst du einer der Jury-Mitglieder:innen des J!Otto-Awards 2022. Wieso hast Du mitgemacht und welche Erfahrungen hast du bei dieser Webseitenbewertung gemacht?
Das war besonders einfach: Marco hat mich angesprochen und ich habe, nach kurzen Rückfragen, zugesagt. Ein bisschen ohne genau zu wissen, was ich machen muss und wie viel Arbeit es am Ende doch ist. Es war eine spannende, interessante und auch lehrreiche Erfahrung. Die gesamte Jury war von Marco und Christiane Maier Stadtherr super zusammengestellt. Unterschiedliche Experten mit unterschiedlichen Schwerpunkten bewerten die Seiten nach den ausgehandelten Kriterien. Es waren einige „Spam-Bewerbungen“ dabei. Hier merkt man schnell: „Ja, ist mit Joomla! gemacht, aber nix besonderes.“ Die fallen dann auch schnell bei allen Jurymitgliedern durch. Oder es gab Seiten, mit groben Fehlern und Inkonsistenzen. Auch die fallen schnell nach unten raus. Aber die Top 10, da hat sich die Jury extrem viel Zeit gelassen alles und jeden Punkt genau zu untersuchen. Wie ist das mit A11y? Gibt es tatsächlich ALT-Texte in den Grafiken? Passt das auf jedem Screen? Wie schnell lädt die Seite und passt der Cookie-Banner oder ist es nur eine Alibi-Klick-Mich-Weg-Sache? Besonders die Datenschutzkonformität hab ich mir angeschaut und da war ich zum Teil entsetzt, wie schlecht oder gar falsch das zum Teil umgesetzt wird. Hier hab ich Punkte abgezogen.



Gehen wir mal etwas weg von der Joomla!-Welt. Was machst du abseits vom Büro? Was sind deine Hobbys in deiner Freizeit?
JObwohl auch mein Tag nur 24 Stunden hat und ich ein Papa von zwei tollen Kindern und mit meiner Traumfrau verheiratet bin, habe ich einiges an Aktivitäten, die ich neben Joomla! pflege. Zum Beispiel bin ich im Vorstand des Fördervereins der Schule meiner Kinder. Auch meine Computerfirma (N-Systeme) nimmt einiges an Zeit in Anspruch, auch wenn ich davon nicht leben muss. Was mich aber besonders reizt ist Sport. In 2015 hat mich ein guter Freund mit dem Obstacle-Course-Racing (OCR) „angesteckt“. Mit OCR ist hier nicht die Texterkennung gemeint, sondern Hindernisläufe. Aber auch nicht die normalen Hindernisläufe auf einer Kreisbahn im Stadion, sondern Hindernisse wie:

• Funky Monkey - Eine Konstruktion, die aussieht wie ein Dach, aber nur aus Sprossen, Baugerüststangen und rotierenden Rädern besteht.

• Cage Crawl – Ein ca. 15 m langes Wasserbecken, dass mit einem Bauzaun abgedeckt ist. Zwischen Wasseroberfläche und Bauzaun sind ca. 10 cm Luft und man muss rücklings da durch.

• Electroshock Therapy – Man stelle sich ein Carport für einen Bus vor. Das Dach ist weg, aber von den Querbalken hängen Drähte, wie am Pferdezaun. Natürlich mit Strom und wenn du sie berührst, bekommst du einen Schlag.

• Arctic Enema – Über eine Schuttröhre rutscht man in ein kleines Wasserbecken. Von fleißigen Helfer:innen werden den ganzen Tag aus einem Kühllaster Eiswürfel in das Becken geworfen.

All diese Hindernisse bewältigt man auf einem ca. 16 km langen Kurs durch Wälder, Wiesen und Matsch. Wenn man nicht weiß wo lang, dann geht es meist bergauf! Allein beim Gedanken daran, freue ich mich auf meinen 12. Lauf dieser Art. Dieses Jahr mache ich meinen 10. Tough Mudder. Darauf freue ich mich seit mehr als 2 Jahren sehr. Ich freue mich auch sehr, dass ich es wieder machen kann, weil Corona mich ziemlich mitgenommen hat. Ich habe über 9 Monate gebraucht, um wieder eine Jogging-Strecke absolvieren zu können.

Hinweis: Schaut mal vorbei: https://toughmudder.de/

 

Niko beim Sporttreiben. Schaut in die Kamera

Niko beim Sport



Zum Abschluss eine Frage für die Zukunft. Hast du schon mal in das kommende Joomla! 5 reingeschaut und was könntest du dir in der Zukunft sehr gut als neues Feature vorstellen bzw. was vermisst du?
Ich muss zugeben, dass ich noch keinen Blick auf Joomla! 5 geworfen habe. Aktuell bin ich mit Joomla! 4 sehr zufrieden. Was ich mir wünschen würde ist, dass die Abwärtskompatibilität für die Erweiterungen soweit erhalten bleibt, dass die Erweiterungsentwickler:innen möglichst wenig Arbeit haben, die Erweiterungen für Joomla! 5 bereitzustellen. Ohne genaue Kenntnis über den Arbeitsaufwand habe ich aber doch mitbekommen, wie viele Entwickler über die Umstellungen gestöhnt haben. Ich kann nicht beurteilen, ob zu Recht oder nicht. Ich wünsche mir nur, dass es eben einfach geht, damit nicht wieder so viele Erweiterungen so ewig brauchen, um einsatzbereit zu sein.
 

Ich DANKE dir für Deine Zeit und Antworten und wünsche Dir alles Gute Niko!

 

P.S.: Im Nachgang zum Interview hat sich direkt wieder Guido gemeldet und Niko den Umbau des QR-Code-Moduls übernommen. Danke dir! Guido,

 

[Dieser Interviewtext ist eine zusammengefasste Abschrift vom Originalinterview, welches im Audioformat durchgeführt wurde.]

Hier gibts das Interview zum Anhöhren im Browser:

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